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(OT: AT THE HEART OF THE SEA)
Regie: Ron Howard / USA 2015 / 122 Min.
Darsteller: Chris Hemsworth, Benjamin Walker, Cillian Murphy, Tom Holland, Ben Whishaw, Brendan Gleeson
Produktion: Brian Grazer, Ron Howard, Will Ward, Joe Roth, Paula Weinstein
Freigabe: FSK 12
Verleih: Warner
Start: 03.12.2015

 

Wenn man in den letzten Jahren Seefahrerfilme am Horizont erspähte, dann kamen diese meist mit sehr viel digitalem Mumpitz, noch mehr Kajal, einer Prise Keith Richards und wenig Inhalt daher. Eine rühmliche Ausnahme war MASTER & COMMANDER – BIS ANS ENDE DER WELT von Peter Weir, der die Kulisse prächtiger Segelschiffe, Mäntel, Degen und Perücken als Bühne für einen fast klaustrophobischen Thriller nutzte. Ron Howard wiederum hat wiederholt reale Ereignisse als Basis für aufwendige Kinospektakel genutzt, wie bei APOLLO 13, FROST/NIXON oder RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG. Für seinen neuen Film IM HERZEN DER SEE nahm sich der Regisseur die „wahre“ Geschichte hinter dem Literaturklassiker MOBY DICK von Herman Melville vor. Melville war selbst als Seemann auf einem Walfänger unterwegs und hat als Recherche für seinen Roman mit Überlebenden einer gescheiterten Walfangmission gesprochen.

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Und genau so beginnt auch die Geschichte von IM HERZEN DER SEE. 1850 sucht der Autor (dargestellt von Ben Whishaw) einen der letzten Überlebenden der Essex auf. Thomas Nickerson (Brendan Gleeson) war als Jugendlicher mit dem Walfänger 14 Monate auf See, als das Schiff kenterte. Doch die Geschichte dreht sich zunächst gar nicht um die schicksalhafte Begegnung mit einem Wal, zuerst geht es um das Zusammentreffen zweier unterschiedlicher Männer: des ersten Offiziers Owen Chase (Chris Hemsworth), der, aus einer Farmerfamilie stammend, sich langsam einen guten Ruf als Seefahrer erarbeitet hat, und des Kapitäns der Essex, Pollard (Benjamin Walker). Pollard kommt aus einer Unternehmerfamilie und wird wegen seiner Herkunft Chase vorgesetzt, obwohl diesem der Posten des Kapitäns versprochen war. Natürlich kommt die kumpelhafte und selbstlose Art des ersten Offiziers bei der Crew auch besser an als die des „mit dem Silberlöffel erzogenen“, aber auf See unerfahrenen Kapitäns, was dieser wiederum mit rauem Ton gegenüber allen an Bord kontert. Dermaßen „entspannt“ ziehen die Monate auf See dahin, ohne dass die Essex die erforderliche Zahl an Fängen erreicht. Und so beschließt Kapitän Pollard, weit in den Pazifik hinaus zu segeln, wo jedoch ein grimmiger Wal seine Bahnen zieht, der wenig Lust hat, sich darwinistisch dem Menschen unterzuordnen.

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Mindestens genauso viel Mut, wie sich mit einem grantigen Pottwal anzulegen, erfordert es, einen Abenteuerfilm knapp vor dem Start von STAR WARS – DAS ERWACHEN DER MACHT in die Kinos zu schicken. Hierzulande startet IM HERZEN DER SEE sogar ungewöhnlicherweise früher als in den USA, wo er nur eine Woche vor den Sternenkriegern ins Rennen geht, Chapeau! Dabei wurde der Starttermin extra in das Einzugsgebiet der Oscars verlegt, aber auch das dürfte eine schwierige Mission werden, denn für die abgebrühte und überraschungsarme Academy of Motion Picture Arts and Sciences bietet der Film wenig Neues. Dennoch ist Ron Howards Film ein Kinoabenteuer, dessen Besuch sich lohnt.