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INTERVIEW MIT STEPHEN LANG UND SAM WORTHINGTON ZU AVATAR: THE WAY OF WATER

 

 AVATAR: THE WAY OF WATER wirft seine gewaltigen Schatten voraus. Nach sage und schreibe 13 Jahren kehren wir nach Pandora zurück. Bevor James Camerons neuester Streich am 14. Dezember in die deutschen Kinos kommt, hatten wir in Berlin die Möglichkeit, ein wenig mit Sam Worthington und Stephen Lang über den Film zu plaudern. Viel Spaß!

 

Jake Sully in 20th Century Studios‘ AVATAR: THE WAY OF WATER. Photo courtesy of 20th Century Studios. ©2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

 

DEADLINE Zum zweiten Mal AVATAR … ist das ein Angebot, das man nicht ablehnen kann?

 

Stephen Lang: Ja! Also, ich würde es generell nicht ablehnen, aber auch so wären wir ja vertraglich dazu verpflichtet. (lacht)

Sam Worthington: Wenn Jim (Cameron) anruft, dann bin ich da. So einfach ist das.

 

DEADLINE: Inwiefern hat sich die Arbeit im Vergleich zum ersten Teil verändert?

 

Sam Worthington: Es ist größer. Als Jim mich 2013 anrief, sagte er bereits, dass er das Universum erweitern wolle. Eben keine Kopie des ersten Teils, sondern etwas Neues. Und das ist aufregend. 2015 sah ich dann erste Designs und Anfänge der Geschichte, dass es so sehr um Familie geht. Meine Frau war zu dem Zeitpunkt schwanger, daher hat das alles sehr stark mit mir korrespondiert. Die Symmetrie war interessant.

Die Frage war also: Wie machen wir das? Und das ist das Interessanteste am Film, dass wir eben nicht nur einen Blockbuster abliefern, sondern selbst viel Pionierarbeit leisten.

 

(L-R): Ronal, Tonowari, and the Metkayina clan in 20th Century Studios‘ AVATAR: THE WAY OF WATER. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

DEADLINE: Wie herausfordernd war es diesmal, wieder mit Motion Capture zu arbeiten?

 

Stephen Lang: Im ersten Film war ich hauptsächlich in „Live Action“ unterwegs, die anderen haben da ja Monate mit zugebracht. Neid ist da vielleicht das falsche Wort, aber das Motion Capture war ja DAS Hauptmerkmal des ersten AVATAR. Dass ich in diesem Film also „wiederauferstehe“ und dieses Mal überwiegend Motion Capture mache, ist wirklich sehr spannend. Für mich fühlt es sich so an, als würde ich AVATAR endlich in seiner Gänze erleben und spielen.

 

DEADLINE: Also nicht mehr so oft ins Fitnessstudio?

 

Stephen Lang: Das erste Mal musste ich ja für meine Rolle ins Studio. Dieses Mal ist das anders. Wenn man einen dieser Capture-Anzüge trägt, sieht man alles, was man hat. (lacht) Man kann nichts verstecken. Für mich war es also auch ein großes Fashion-Event. Ein bisschen Eitelkeit ist da vielleicht schon dabei. (lacht) Aber im Ernst, es geht ja auch um die Rolle. Da muss ich über meine Körperlichkeit gehen, das ist eben Teil des Prozesses.

 

(L-R): Jake Sully and Neytiri in 20th Century Studios‘ AVATAR: THE WAY OF WATER. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

 

DEADLINE: Wie würden Sie das alles beschreiben? Mehr Schauspiel oder mehr Performance?

 

Sam Worthington: Ich denke, dass die Performance eine große Rolle spielt und das Schauspiel unterstützt. Wir haben ja in diesem riesigen Wassertank gedreht. Unter Wasser kommt es aber im Grunde immer noch darauf an, was der Partner von einem will. Schauspiel ist also genauso zentral.

So gesehen ist Performance Capture eine sehr fortschrittliche Form von Make-up. Die Essenz von dem, was wir tun, ist noch immer das Schauspiel. Wenn man mit einem Speer hantiert, braucht man noch immer etwas, was einen Speer repräsentiert. Und wenn man unter Wasser ist, dann muss man auch unter Wasser drehen. In seiner Basis ist AVATAR genau wie jeder andere Film auch. Nur ist die Technik eben sehr fortschrittlich.

 

 

DEADLINE: Was wäre denn so der größte Unterschied im Prozess im Vergleich zu 2009?

 

Sam Worthington: Eigentlich das Wie. Wir hatten bei den Dreharbeiten ein gigantisches Volumen unter Wasser, das hat zuvor jeder für unmöglich gehalten. Das Beste an Jim ist, dass er hervorragend darin ist, Probleme zu lösen. Bei einem solchen Film mit solchen Ambitionen ist es nie einfach. Wenn es einfach wäre, würde es ja jeder machen. Jeder Tag brachte daher fast immer eine neue große Herausforderung mit sich, und wir machten uns jeden Tag daran, diese zu bestehen. Sei es, weil es in der Szene noch Arbeit brauchte. Oder weil man zehn Meter unter Wasser drehte, mit einem Kollegen, der genau die gleichen Probleme hatte wie du. Diese Probleme anzugehen und zu lösen ist der größte Unterschied gewesen, denke ich. Das ist eben James Cameron. Er pusht die Technologie immer nach vorne. Wenn man es so betrachtet, war AVATAR seiner Zeit damals zehn Jahre voraus, mit THE WAY OF WATER ist das ganz ähnlich.

 

(L-R): Neytiri and Jake Sully in 20th Century Studios‘ AVATAR: THE WAY OF WATER. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

 

DEADLINE: Was ist das einprägsamste Erlebnis, wenn man unter Wasser dreht?

 

Stephen Lang: Die größte Herausforderung war es, unter Wasser genauso gut zu sein wie an der Oberfläche. (lacht) Wir haben mit speziellen Atemtechniken gearbeitet, um länger unter Wasser spielen zu können. Und das hat sich natürlich bei jedem unterschieden.

Mein Charakter z. B. ist ungern unter Wasser. Er ist ganz gut darin, aber es ist nicht sein natürliches Habitat.

Aber das Schwierigste war eindeutig, wenn man unter Wasser war und die Wellen angeschaltet wurden und du auf einem Maschinenmonster hocktest, das einen Ilu repräsentierte, und du gleichzeitig eine Waffe in der linken Hand hattest und die Wellen gegen dich brachen und du dabei noch versuchen musstest, zu spielen, und das alles in einem Take! (lacht)

Das wäre so ein typisches Problem bei den Dreharbeiten.

 

Sam Worthington: Das ist ja das Erstaunliche. Wir spielen Actionszenen und emotionale Szenen, die schon an Land schwer genug sind. Nur haben wir das zehn Meter unter Wasser gemacht, ohne Sauerstoff!

Der Trick beim Drehen unter der Wasseroberfläche ist, dass man vergessen muss, dass man unter Wasser ist. Man muss seinen Job machen. James Cameron und die anderen Darsteller*innen sind da natürlich immer sehr hilfreich, helfen einem dabei, ruhig zu bleiben. Jim hat all diese Dinge immer selbst vorgemacht. Das nimmt viel Druck raus, und man fängt an zu vertrauen.

 

Stephen Lang: Eine Eigenschaft des Deep-Dive-Trainings ist, dass es sehr ermächtigend ist. In unserem Alltag nutzen wir lediglich 20 Prozent unseres Lungenvolumens. Mehr müssen wir im Alltag ja nicht tun.

Unser Trainer hat uns gezeigt, wozu wir eigentlich imstande sind, das gibt einem schon enormes Selbstvertrauen.

 

Ronal in 20th Century Studios‘ AVATAR 2. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

 

DEADLINE: Was bedeutet es, mit James Cameron zusammenzuarbeiten?

 

Stephen Lang: James Cameron macht alles zuerst einmal selbst. Er selbst ist das Beispiel, an dem wir uns messen müssen. Er verlangt absolute Aufopferung für das Projekt.

 

Sam Worthington: Jim hat lange vor uns Freediving gelernt. Das ist typisch für ihn.

 

Stephen Lang: Wir könnten jetzt noch ewig darüber reden. Was mich am meisten beeindruckt hat, war, wie er mit jedem am Set anders umgeht, genau auf die Art und Weise, wie es gerade nötig ist. Besonders seine Arbeit mit den Kindern und Jungdarsteller*innen ist wirklich verblüffend.

Meine Rolle im Film ist jemand, der am Set dominiert. Doch Jim dominiert noch mehr! (lacht)

Dadurch gab es immer diese angenehme Spannung am Set, verbunden mit seinem tollen Humor.

 

DEADLINE: Inwieweit unterscheiden sich die übergeordneten Themen des ersten und zweiten Teils?

 

Sam Worthington: Im ersten Teil ging es ja viel darum, wie wir mit unserer Umwelt umgehen. In AVATAR: THE WAY OF WATER geht es vielmehr darum, wie wir miteinander umgehen. Es geht um Familie, um die Liebe füreinander und darum, was man bereit ist, für seine Familie zu opfern.

Besonders durch Covid ist uns das ja nochmals klarer geworden. Dass es um die Menschen um dich herum geht. Dass es eben nicht um das Materielle, sondern um die Verbindungen zu anderen Menschen geht.

 

DEADLINE: Was habt ihr über euch selbst gelernt beim Film?

 

Stephen Lang: Es gab da so eine Sache, die mich begleitet hat, und das waren die Kinder am Set. Schauspiel ist mein Leben, und was mich dabei am meisten geerdet hat, war, die Dinge simpel zu halten, nicht zu kompliziert zu werden.

Die Kinder selbst sind ja noch keine vollwertigen Schauspieler*innen, aber meine Güte, haben die tolle Lehrer! (lacht)

James Cameron, Sam Worthington, Kate Winslet, Sigourney Weaver. Du hast natürlich die Verantwortung, selbst ein Lehrer zu sein. Daher lautet da mein bester Tipp: Sei kein Trottel! (lacht)

Arbeite mit guten Menschen, das ist immer ein guter Rat und etwas, was man nicht oft genug betonen kann.

 

Quaritch in 20th Century Studios‘ AVATAR: THE WAY OF WATER. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.

 

DEADLINE: Nach dem Screening gestern dachte ich mir, dass Pandora wie bereits im ersten Teil ein eigener Charakter ist, würdest du da zustimmen?

 

Stephen Lang: Ich würde sogar sagen, dass Pandora der Hauptcharakter ist. Der Mond selbst ist ein lebendes Wesen, daher würde ich das mal so beantworten.

 

DEADLINE: An diese Frage anschließend: Habt ihr ein Lieblingstier oder -ding in dieser Welt?

 

Sam Worthington: Skimwing! (lacht) Teils Krokodil, teils Libelle, riesiges Biest, und Jack darf es reiten! (lacht)

Einfach nur, weil es so weit weg von allem ist, was ich mir so ausmalen könnte.

 

Stephen Lang: Mein Favorit wäre vom ersten Teil der Viperwolf. Ich liebe Hunde, aber vor allem liebe ich die dazugehörige Szene. Dieses ganze Konzept, wie der Viperwolf stirbt und Neytiri ihn erlöst … Diese Szene verkörpert alles, worum es im Film geht, und das wird für mich immer so sein.

 

 

DEADLINE: Vielen Dank für das Interview

 

(Interview geführt von Simon Greichgauer)

 

Alle Bilder (c) Walt Disney Studios Motion Pictures Germany/20th Century Studios

 

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