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INU-OH

Regie: Masaaki Yuasa / Japan 2021 / 98 Min.

Produktion: Eunyoung Choi, Fumie Takeuchi

Freigabe: FSK 16

Verleih: Rapid Eye Movies

Start: 17.11.2022

Zuletzt hatte man bei Kultregisseur Masaaki Yuasa ein wenig das Gefühl, dass er anfängt, zu sehr in Richtung Mainstream zu schielen. Klar, ungewöhnlich waren Filme wie RIDE YOUR WAVE noch immer. Aber das war kein Vergleich zu MIND GAME und den anderen abgedrehten Sachen, mit denen der Japaner zu Beginn seiner Karriere zu einer Ausnahmeerscheinung wurde. Mit INU-OH scheint er nun wieder stärker ins Experimentelle gehen zu wollen, wenn er uns auf eine Reise mit ins alte Japan nimmt. Ein bisschen zumindest. Anfangs meint man noch, es ginge um den Kampf zweier Clans – neben Samurais eines der beliebtesten Motive solcher historischen Japansettings. Stattdessen stehen jedoch zwei Künstler im Mittelpunkt, die jeweils Außenseiter sind. Der durch ein heiliges Schwert erblindete Tomona spielt eine Biwa, eine Laute, die in der klassischen japanischen Musik zum Einsatz kommt. Der mit zahlreichen Deformationen geborene Inu-Oh – auf Deutsch „König der Hunde“ – hat sich dem Noh-Tanz verschrieben und versteckt sein Gesicht hinter einem Kürbis. Wenn die beiden durchs Land tingeln, dann klingt das schon wie eine dieser typischen Rags-to-Riches-Underdog-Geschichten, die das Herz wärmen sollen. Das tut der Anime auch, nur auf eine ganz eigene Weise. Yuasa, der schon in LU OVER THE WALL seine Liebe für die Musik ausdrückte, setzte das Drama als Rockoper um – bombastisch, philosophisch und irgendwie irre. Da treffen teuflische Flüche auf Überlegungen zu Identität und selektiver Geschichtsschreibung, Serienmorde gehen mit einer magischen Transformation einher. Und eben viel Musik: Immer wieder wird die Handlung durch Auftritte der beiden unterbrochen, die von Mal zu Mal größer werden und damit zu einem Problem für die Herrschenden. Das Herz des Films bildet jedoch die Freundschaft, die inmitten eines Wirbelwinds entsteht und dabei Gewalt und Tod trotzt. Das Ergebnis ist tieftraurig und lebensbejahend zugleich, eine Liebeserklärung an die Befreiung durch die Kunst in Zeiten der Unterdrückung – was diesen eigenwilligen Anime selbst zeitlos macht. (Oliver Armknecht)

 

Teuflisch irre Rockoper im alten Japan

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INU-OH

Regie: Masaaki Yuasa / Japan 2021 / 98 Min.

Produktion: Eunyoung Choi, Fumie Takeuchi

Freigabe: FSK 16

Verleih: Rapid Eye Movies

Start: 17.11.2022