Als 1998 die in kontrastreichem Schwarz-Weiß gehaltene David-Lynch-Hommage PI erschien, schlug der bis dato unbekannte Kunstfilmer Darren Aronofsky in Hollywood ein wie eine Bombe. Zwei Jahre später schuf der Visionär mit REQUIEM FOR A DREAM einen nach wie vor unerreichten Beitrag zum modernen Drogenfilm, ehe er nach sechsjähriger Schaffenspause Urheber des philosophischen Meisterwerks THE FOUNTAIN wurde. Mit dem 2008 erschienenen und mit insgesamt 29 internationalen Filmpreisen ausgezeichneten THE WRESTLER mauserte sich Aronofsky vom Geheimtipp zum Schwergewicht in der Filmbranche, ehe ihm sein bis dato letztes Werk, das melancholische Psychodrama BLACK SWAN, vor allem dank einer beeindruckenden Leistung von Hauptdarstellerin Natalie Portman die Tore der internationalen Multiplex-Kinos öffnete. Mit Hang zum Perfektionismus und voller Liebe zu seinen Figuren kreiert Aronofsky stets abgründige Welten abseits oberflächlicher Hollywood-Heiterkeit. Trotz eher übersichtlicher Produktionsbudgets sind die Besetzungslisten seiner Filme durchweg ein Schaulaufen der obersten Schauspiel-Liga. So schien es also nur eine Frage der Zeit, bis sich der 1969 in Brooklyn geborene Filmemacher erstmals an größere Projekte wagt. Nach einer Absage an Marvel, dessen Superhelden Wolverine Aronofsky vergangenes Jahr erneut zum Leben erwecken wollte, legte Paramount Pictures das 160 Millionen US-Dollar teure Projekt NOAH in die Hände des Regisseurs – und wies einem der letzten großen Film-Visionäre heutiger Zeit den Weg in die Mittelmäßigkeit.
Die Erde ist dem Untergang geweiht – verurteilt zur Zerstörung durch eine gigantische Sintflut. Nur einer ist von Gott auserwählt, das Unmögliche zu schaffen und alles irdische Leben vor der Apokalypse zu retten. Er ist dabei erhaben über Naturgewalt, menschliche Verschwörungen und Hoffnungslosigkeit. Sein Name: Noah! Doch das Ende der Welt ist für Noah (Russell Crowe), seine Frau Naameh (Jennifer Connelly), seine Söhne Ham (Logan Lerman) und Shem (Douglas Booth) sowie ihre Freundin Ila (Emma Watson) erst der Anfang eines epischen Abenteuers auf der Suche nach einem Zeichen am Horizont, das neues Leben verspricht. Halbwegs bibelfesten Zuschauern wird das Grundgerüst von NOAH bereits vorab bekannt sein. Umso schwieriger gestaltet sich für sämtliche Verantwortliche das Unterfangen, eine ebenso spannende wie moderne Umsetzung des Stoffes zu inszenieren. Immerhin sollte das Publikum trotz des Wissensvorsprungs gegenüber den auf der Leinwand agierenden Personen durchgehend unterhalten werden. Gerade die Geschichte um Noah, dessen Familie und den Bau der Arche bietet hierfür eigentlich ein gutes Grundgerüst, haben doch vor allem der Einzug der Tiere sowie die gigantische Flut das Potenzial für Leinwandbilder von epischen Ausmaßen. Tatsächlich sind es nahezu ausschließlich diese beiden Szenarien, in denen Kameramann Matthew Libatique (BLACK SWAN) die Art visuell betörender Bilder einfängt, die man von den Werken Aronofskys gewohnt ist. Auch die psychedelisch angehauchten Visionen Noahs sowie das optische Spiel mit den Naturgewalten sind großartig und entfalten bisweilen gar eine spirituelle Kraft. Die raue Kulisse Islands, in welcher Set-Designer Mark Friedberg einen originalgetreuen Nachbau der Arche errichtete, entpuppt sich rasch als der eigentliche Star des Films, der nicht selten dem ungewohnt lustlos anmutenden Cast die Show stiehlt.