RESIDENT EVIL ist nicht nur die erfolgreichste Zombie-Film-Reihe aller Zeiten, sondern hat auch eine interessante Entwicklungsgeschichte hinter sich: Nur wenige Jahre nach Erscheinen des ersten RESIDENT EVIL-Spiels sicherte sich Constantin Film die Rechte an dem Material. Zunächst engagierte man Zombie-Papst George A. Romero für die Verfilmung – er ließ sich u.a. das Spiel von seinem Sohn vorspielen und schrieb ein Drehbuch, das teilweise sehr nah an der Vorlage war. Doch Romero wurde von den Verantwortlichen verschmäht – eine Tatsache, über die viele Fans heute noch enttäuscht sind. Schließlich kreierte Paul W.S. Anderson (RESIDENT EVIL: THE FINAL CHAPTER) eine aalglatte Filmreihe, die eine Superlative nach der anderen lieferte und dabei sowohl jegliche Logik als auch echte Bezüge zu den Videospielen fast ganz zur Seite fegte.
RESIDENT EVIL von Fans für Fans
Doch über den kommerziellen Erfolg lässt sich nicht streiten und auch bei RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY ist Anderson als ausführender Produzent am Start. Das kreative Ruder allerdings überreichte man diesmal einem echten Horror- und RESIDENT EVIL-Fan, nämlich Johannes Roberts. Dieser Name ist eingefleischten Fans wahrscheinlich ein Begriff, hat er sich doch schon seit vielen Jahren in Genre-Titel seine Sporen verdient – von FOREST OF THE DAMNED bis 47 METERS DOWN. Und so machte es sich Roberts auch gleich zum erklärten Ziel, die Atmosphäre der Spiele diesmal auf die Leinwand zu bringen und sich vom Plastik-Horror der Vorgängerfilme zu entfernen. Und ja, er hat es getan!
Keine 1:1 Kopie
Eins sei vorweggesagt: Unverbesserlichen Fans, denen die Galle hochkommt, weil die Figuren auch in diesem Reboot anders aussehen und auch anders angelegt sind als in den Spielen, gehen am besten zum Lachen in den Keller bzw. in die Videospiel-Hölle. Denn natürlich geht es Roberts nicht um eine 1:1 Adaption und dennoch atmet wirklich jede Sekunde dieses Films RESIDENT EVIL. Was schon bei der Titeleinblendung anfängt, setzt sich in unzähligen kleinen Details vor. Hardcore-Fans dürfen sich bereits jetzt darauf freuen, WELCOME TO RACCOON CITY wieder und wieder zu schauen, um auch noch jedes so kleine Detail aufsaugen zu können (allein der Eröffnungsdialog der S.T.A.R.S.-Mitglieder steckt voll davon). Erzählt werden parallel die Ereignisse aus RESIDENT EVIL 1 und 2, allerdings in einigen Nuancen modifiziert. So ist Raccoon City in dieser Version keine blühende Stadt, sondern ein menschenverlassenes Loch, was den Ereignissen deutlich mehr Glaubhaftigkeit gibt und gleichzeitig einen deutlich reduzierten, dreckigen Look rechtfertigt. Dazu passt auch hervorragend, dass die Ereignisse im Jahr 1998 angesiedelt sind.
Der reduzierte Stil setzt sich bei der gesamten filmischen Gestaltung fort. Statt Breitwand-Epik wie in den Vorgängerfilmen ist der Bildausschnitt oft auf das Notwendigste reduziert und immer ganz nah an den Figuren dran. An einigen Stellen greift Roberts gar auf die fixierte Kamera der alten Spiele zurück. Dies bedeutet übrigens nicht, dass der Film sich allzu ernst nimmt. Stattdessen übernimmt man bewusst auch den Trash-Charme aus dem Ausgangsmaterial mit einem Augenzwinkern – zumindest in einigen Szenen.
Vielleicht wird RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCON CITY nicht den kommerziellen Erfolg der Reihe um Milla Jovovich wiederholen können. Da im Film aber nicht nur Verweise auf die ersten beiden Videospiele, sondern z.B. auch auf RESIDENT EVIL: CODE VERONICA enthalten sind, kann man im Interesse der Fans nur auf eine Fortsetzung hoffen. (Andreas Frank)
Grandiose Verfilmung