Ein Mörder geht in London um – und die Massen feiern ihn. Die Theateradaption nach Agatha Christies Kriminalgeschichte DIE MAUSEFALLE läuft seit 1952 täglich im Londoner West End (ausgenommen eine einjährige Covid-Zwangspause) und gilt damit als längstes ununterbrochen aufgeführtes Theaterstück der Welt. Die Kriminalkomödie SEE HOW THEY RUN bedient sich hier des realen Rekordhalters, um ein selbstreferenzielles Katz-und-Maus-Spiel auf die Leinwand zu bringen. Im Zentrum steht der Mord an einem Theaterregisseur am Abend der 100. Aufführung von DIE MAUSEFALLE in den 1950er-Jahren. Nun liegt es am arbeitsmüden Inspector Stoppard (Sam Rockwell) und der übereifrigen Constable Stalker (Saoirse Ronan), auf Spurensuche zu gehen und den Täter in die Enge zu treiben. Dieses ungleiche Paar bildet das Herzstück des Films. Meist muss der Inspector die überambitionierte Jungpolizistin zurückpfeifen, da das blondgelockte Energiebündel übereilte und damit falsche Schlussfolgerungen zieht. Da die britische Polizei damals nicht bewaffnet war, nutzt Stalker ihren stets griffbereiten Notizblock als Waffe – zum Missfallen ihres erfahrenen Partners. Die Chemie zwischen Saoirse Ronan und Sam Rockwell passt einfach wie Deckel auf Keksdose. Während Ronan vor allem durch ihre höfliche, jedoch unnachgiebige Art für einige Lacher sorgt, schlurft Sam Rockwell als mies gelaunter Schnurrbartträger durch die Szenerie. Doch Regisseur Tom George weiß auch spannende Momente aufzubauen, was vor allem an der stylischen Inszenierung liegt. Vermummte Gestalten tauchen aus den Schatten auf, Mordwaffen fliegen fließend durch mehrere comichafte Kadragen, und selbst die männerdominierte Polizeiwache verströmt einen Hauch von Earl Grey und Minzplätzchen im Kinosaal. George changiert hierbei immer wieder gekonnt zwischen humorvollen und ersthaften Tönen, weshalb sich kaum Längen in den Film einschleichen. Auch die äußerst verdächtigen Nebenfiguren, von selbstverliebten Theatermimen bis zu skeptischen Butlern, bekommen ihre Glanzmomente und bilden so ein spielfreudiges Ensemble. Lediglich erzählerisch überspannt George den Bogen zuweilen, etwa wenn er zum x-ten Mal den Inspector als Offsprecher einsetzt und die offensichtliche Whodunit-Geschichte als ebensolche entlarvt und kommentiert. Auch die zahllosen Anspielungen an Agatha Christie und ihr Schaffen wirken oft zu forciert und schränken den Film in seiner kreativen Freiheit unnötig ein. Auch schlägt die Kriminalgeschichte ein bis zwei erzählerische Haken zu viel, die sich insbesondere in der verschleierten Vergangenheit des Inspectors niederschlagen. Trotzdem weiß SEE HOW THEY RUN mit einer gelungenen Mischung aus gut aufgelegtem Cast und inszenatorischer Raffinesse sowie gut dosiertem Humor-Spannungs-Verhältnis zu überzeugen. (Steffen Buchmann)
Unterhaltsame Whodunit-Komödie mit britischem Scotland-Yard-Charme